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Performance „SEPTEMBREN“

So, 22.5.2022, 19.00 - 20.15 Uhr, Nationaltheater Mannheim / Schauspiel

mit

Corinna Harfouch // Lesung

Kathleen Morgeneyer // Lesung

Helge Leiberg // Malerei live

Hannes Gwisdek // Sound

 

Karten beziehen Sie unter https://www.nationaltheater-mannheim.de/de/schauspiel/stueck_details.php?SID=4283.

Performance nach dem gleichnamigen Stück von Philipp Malone

(Originaltitel: Septembres, aus dem Französischen von Kristin Schulz)

Die Performance wurde initiiert und ermöglicht von der Galerie im Tulla der Tulla-Realschule mit Unterstützung der BBBank und des Nationaltheaters. Sie begleitet die Ausstellung von Helge Leiberg in der Galerie im Tulla.

Septembren (Originaltitel: Septembres, aus dem Französischen von Kristin Schulz) beschreibt – an einem namenlosen Ort – den Weg eines namenlosen Kindes, das aufwacht, über seine vermeintlich schlafenden Brüder hinwegsteigt, durch die kriegszerstörte Stadt auf einen Hügel. Erinnerung drängt es voran: Bomben, Zerstörung, Verwüstung, Tod – und auf den Rückweg begibt es sich als junger Mann – ins Zimmer seiner toten Schwester (dabei über seine toten Brüder hinwegsteigend), um sich den Sprengstoffgürtel anzulegen und erneut loszuziehen. Ein einziger Tag katapultiert es aus der Kindheit ins Erwachsenendasein: Der Weg führt zu den toten Brüdern und Schwestern. Die starke, poetisch-erzählerische Sprache nimmt sich des Erinnerungsprozesses des Traumas an – es wird kein konkreter Fall, vielmehr ein symptomatischer Prozess beschrieben, die Eskalation einer Zwangslage in die radikale Entscheidung. Die Sprache ist dicht: mäandernde Sätze, unabgeschlossene, fehlende Interpunktionen öffnen Bezüge, zahlreiche Bilder und Metaphern umranken den Text. Ein Theater, das sich der Stimme, des Klanges, des Rhythmus’, des Wortes (immer wieder) vergewissern muss – bis ins Schriftbild: Durchstreichungen und Grautöne drohen der Sprache mit Auslöschung – in Spiegelung des Unsagbaren und der Tilgung aus dem Gedächtnis.

Der Titel Septembren zeigt den größeren Rahmen und reicht vom Aufstand der Palästinenser im September 1970 in Jordanien ("Schwarzer September") bis zum 11. September 2001, nach dem die Terrorismusdebatte vor anderem Hintergrund geführt wurde.

Es gibt nur wenig Stücke, die es wagen, sich in die Kernzonen der Konflikte zu begeben, in Tabu- und Schweigezonen, ohne die Befangenheit des Blickes zu entschuldigen, zu moralisieren, zu verharmlosen, zu ideologisieren: Septembren gehört dazu.