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Olaf Quantius - Decken und Danaiden

"An empfundener Präsenz entzündet sich das Nachdenken" (Helmut Lethen)

 

Der Karlsruher Künstler Olaf Quantius zeigt in der Galerie im Tulla Malerei, unter anderem auf Wolldecken. Der gebürtige Bonner studierte an der Kunstakademie Karlsruhe bei Luc Tuymans, Dirk Skreber, Thom Barth, Prof. Max G. Kaminski, Prof. Helmut Dorner und Prof. Andreas Slominski. Neben zahlreichen Privatsammlungen befinden sich seine Werke unter anderem in den Sammlungen der Deutschen Bundesbank, der Willy-Brandt-Stiftung Berlin oder der Progressive Art Collection der USA. Ob wir zwischen Natur und Kultur, zwischen Gesellschaft und Individuum, Wunsch und Wirklichkeit oder Gedanke und Tat stehen, seit unserer Geburt sind wir, auf den Tod zulebend, polaren Situationen ausgesetzt. Wir können uns denken in dem selben Moment, in dem wir sind. Dieser Schwebezustand ist Inspiration und Thema seiner künstlerischen Arbeit. Die Grundbegriffe von Repräsentation und Autonomie des Bildes überwindend, sucht Olaf Quantius nach einer Metapher der Präsenz.

 

Neben drucktechnischen und bildhauerischen Arbeiten, hat sich für Quantius schon während des Studiums die Malerei als das Medium der Wahl herausgestellt. Auf unterschiedliche Art und Weise hat er verschiedene repräsentative, programmatische, figürliche und konkrete Ansätze erarbeitet, bis sich zunächst eine Malerei im Spannungsfeld zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion herausgebildet hat, die nun in eine "postungegenständliche" Malerei übergeht, in der er unterschiedliche, einander widersprechenden Kategorien und Wahrnehmungsweisen gegenständlicher, abstrakter, expressiver und realistischer Malerei in einem Gemälde verknüpft. Somit erlaubt das Betrachten keine einfache Wahrnehmung mehr, sondern versetzt das Wahrnehmungsbewusstsein des Betrachters in unauflösbare Widersprüche und zugleich in einen starken Sog von Bedeutsamkeit. Der Betrachter, der sich auf die Vielheit der Wahrnehmungsweisen einerseits, der Anspielungen und Verweise andererseits einlässt, wird dazu genötigt oder verführt, mit größter Konzentration den vielfältigen, widersprüchlichen, bedeutsamen Aspekten und Momenten der Malerei zu folgen, und gewinnt daraus ein Gefühl hoher Bewusstheit und umfassender Bewusstseins- und Selbstpräsenz. Diese zur Erkenntnis und Teilhabe anregende Präsenz ist neben einer Erfahrung von Intensität und Komplexität für Quantius das Kriterium, das die Kraft künstlerische Tätigkeit ausmacht. Die Malerei weist dabei eine Analogie zu der ontologischen Paradoxie auf, in dem selben Augenblick zu leben, in dem man sich des Lebens gegenwärtig wird, und kann diese optisch erfahrbar machen. Sie vermag es darüber hinaus wie kaum ein anderes Medium, zwei Dinge zu vereinen: Idee und Materie. In ihrer Beschränkung auf das zweidimensionale Feld, ist sie als gedankliches Konstrukt auf einen Blick erfassbar und mit ihrer statischen, farblichen Präsenz als körperliches Gegenüber erfahrbar. Die Nachbarschaft von Farbigkeiten, die Haptik des Malmittels, das Format, das Nebeneinander von Benennen und Auslassen, Vehemenz und Kalkül, Leichtigkeit und Verdichtung oder Licht und Schatten sind Quantius Bausteine um, ein System von Anspielungen individuell zu behaupten.

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